CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS

True Crime meets Horror-Story.

Was die Auswahl der zu besprechenden Filme hier auf wordspersecond. angeht, so habe ich im Grunde nur zwei mehr oder minder feste Regeln:

Erstens, ich möchte vorrangig über besondere Filme sprechen. Was ich damit meine, sind Filme abseits des Mainstreams. Sprich: Independent-Filme oder Arthouse-Filme.

Zweitens möchte ich Filmempfehlungen geben. Ich suche nicht nach dem nächsten Verriss, auch wenn das vielleicht mehr Clicks, Views oder Plays generieren würde. Viel lieber suche ich nach Filmen, die ich euch ans Herz legen kann.

Mit dem Blick auf meine erste „Regel“, kann man sich schon die Frage stellen, warum ich an dieser Stelle CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS (OT: THE CONJURING – THE DEVIL MADE ME DO IT) bespreche. Nun habe ich zwar einen besonderen Soft Spot für Indie- und Arthouse-Filme, aber an bestimmten Mainstream-Produktionen komme auch ich nicht einfach so vorbei. Zudem bin ich ein Freund des Horrorfilms und habe die ersten beiden CONJURING-Filme als besonders gelungene Genre-Vertreter empfunden. Während der erste Teile, CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG (OT: THE CONJURING), eine frische Variante der Spukhaus-Erzählung darstellte und gekonnt Jump-Scares mit Atmosphäre und Storytelling zu verbinden wusste, setzte CONJURING 2 (OT: THE CONJURING 2) auf allem noch einmal eine Schippe drauf und kam, zumindest für mein Empfinden, noch einmal um einiges unheimlicher und erbarmungsloser daher. Während die Spin-Offs nicht der Rede wert waren, so konnten immerhin die Hauptfilme des CONJURING-Universums qualitativ überzeugen.

Aber wie sieht es mit meiner zweiten Regel aus? Kann CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS ebenfalls überzeugen und empfohlen werden? Oder handelt es sich dabei doch viel eher um Stangenware, die niemand gebraucht hätte? Nun, diese Frage versuche ich in meiner Review zu beantworten.

Bildquelle: CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS / Ben Rothstein © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Ein Exorzismus und seine Folgen.

Der kleine David Glatzel (Julian Hilliard) scheint von einem Dämonen besessen zu sein. Im Anbetracht der Geschehnisse drängen die beiden Dämonolog:innen Ed und Lorraine Warren (Patrick Wilson, Vera Farmiga) darauf, umgehend einen Exorzismus durchzuführen, um David den Dämonen auszutreiben. Allerdings scheint bei dem Exorzismus etwas schiefzugehen und der Dämon geht stattdessen auf Arne Johnson (Ruairi O‘Connor), dem Freund von Davids Schwester Debbie Glatzel (Sarah Catherine Hook), über.

Arnes Zustand verschlechtert sich zusehends. Er wird von unheimlichen Halluzinationen geplagt. Letztendlich führt es sogar dazu, dass Arne, bei dem Versuch sich gegen einen Dämon zu verteidigen, ausversehen jemanden umbringt.

Was folgt ist eine Verhaftung, eine Gerichtsverhandlung und der Versuch der Warrens, Arnes Unschuld zu beweisen. Und so soll dieser Fall nicht nur laut Film, sondern auch tatsächlich der erste Fall in der Geschichte der USA gewesen sein, bei dem „dämonische Besessenheit“ als Verteidigung angeführt wurde.

Zwischen Wahrheit und Fantasie.

„Basierend auf wahren Begebenheiten“ heißt es im Eingangstext eines jeden CONJURING-Films. Und natürlich sind diese Worte auch im dritten Teil der Reihe wiederzufinden. Womit allerdings die Probleme des Films auch schon beginnen. Selbstverständlich stand bereits bei den vorhergehenden beiden Filmen die Frage im Raum, wie viel „Wahrheit“ wirklich in den Schauergeschichten steckt. Dies ließ sich aber vor allem noch beim ersten Teil vergleichsweise gut beiseite schieben. Zudem erhebt doch gefühlt jeder zweite Horrorfilm für sich den Anspruch, auf wahren Begebenheiten zu beruhen oder zumindest von wahren Ereignissen inspiriert worden zu sein. Doch, umso größer die CONJURING-Marke wurde, umso mehr wurde sich natürlich auch mit den zugrunde liegenden Fällen auseinandergesetzt. Und wie nicht anders zu erwarten, wurde dem real existierenden Ehepaar Ed und Lorraine Warren ein ums andere Mal vorgeworfen, Tatsachen verdreht, Ereignisse erfunden und die jeweiligen Fälle immer zum eigenen Vorteil genutzt zu haben. Zwar könnte man diese Diskrepanz aufgreifen und differenziert betrachten, allerdings sind die CONJURING-Filme nicht unbedingt dadurch bekannt geworden, dass sie die einzelnen Fälle besonders kritisch hinterfragt hätten. Das würde wohl auch nicht zu einem straighten Mainstream-Horrorfilm passen.

Bei CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG und CONJURING 2 mag das noch zu verschmerzen sein, da diese beiden Filme lediglich den Anspruch haben, dem Publikum das Fürchten zu lehren. Was aber nun CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS besonders pikant macht, ist, dass er nicht nur Angst verbreiten, sondern auch gleichzeitig noch eine True-Crime-Geschichte erzählen will. Hier wird von einem Mordfall berichtet, der aufgrund einer angeblichen dämonischen Besessenheit verübt worden sei. Zu allem Überfluss werden Ereignisse hinzugedichtet, um die Geschichte noch ein wenig auszuschmücken. Dahingehend stellt sich mir die Frage, inwiefern in CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS ein tatsächlich geschehener Mordfall dazu genutzt wird, um einen Unterhaltungsfilm zu vermarkten. Hierzu kann ich die Kritik von Cinema Strikes Back nur empfehlen, in welcher sich weitaus konkreter mit der Fragestellung auseinandergesetzt wird, ob in CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS ein Mord verharmlost wird.

Bildquelle: CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS / Ben Rothstein © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.

Schockschwerenot.

Lässt man jedoch außer Acht, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, entspinnt sich eine Geschichte rund um Okkultismus, die zwar an und für sich recht spinnig daherkommt, im Horror-Genre jedoch bestens aufgehoben ist. Besessenheit, satanistische Rituale, Exorzismen. All das sind klassische Zutaten für solide Horrorgeschichten. Und auch die Geschichte in CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS ist, losgelöst von den tatsächlichen Ereignissen betrachtet, im Grunde genommen vollkommen solide.

Darüber hinaus weiß Regisseur Michael Chaves einige Stärken der Reihe gut auszuspielen. So funktionieren Patrick Wilson und Vera Farmiga als Dämonolog:innen-Ehepaar wieder bestens. Ungeachtet des fragwürdigen Rufes, der Ed und Lorraine Warren im realen Leben anhaftete, wirken ihre fiktionalisierten Versionen aufgrund der schauspielerischen Leistungen wieder sehr sympathisch und nahbar. So verschwurbelt manche ihrer Aussagen auch sein mögen, man kommt einfach nicht umhin ihnen die Daumen zu drücken und einen guten Ausgang zu wünschen. Sie sind es, die den Film tragen und es sind ihre Momente, die all den generischen Jump-Scares etwas entgegenzusetzen haben. Wohl nicht umsonst wurde in diesem Teil ein besonderer Fokus auf diese beiden Charaktere gelegt.

Aber auch bei den anderen Schauspieler:innen gibt es nicht viel zu meckern. Sie alle machen ihre Sache wirklich gut und versuchen das beste aus ihren Figuren herauszuholen. Besonders hervorzuheben sind hier Julian Hilliard als David Glatzel sowie Ruairi O‘Connor als Arne Johnson.

Allerdings enden hier auch fast schon die positiven Aspekte des Films. Wie die bereits erwähnten und wirklich zu Hauf vorkommenden Jump-Scares, ist der Großteil des Films leider sehr generisch geraten. Während in den ersten beiden CONJURING-Filmen die Kamera immer sehr bewusst und clever eingesetzt wurde, um im Bild das Grauen bereits vorab im Hintergrund anzukündigen, ist es hier vor allem der Einsatz plötzlich einsetzender, ohrenbetäubender Soundeffekte, die einen im Kinosessel zusammenzucken lassen. Das ist aber eine sehr faule Art, um beim Publikum eine Reaktion hervorzurufen. Generell schafft es Michael Chaves leider kaum, eine wirkliche Spannung aufkommen zu lassen. Und wenn dann auch nur, wenn sich die Warrens im Fokus des Geschehens befinden.

Um meine eingangs gestellte Frage, ob ich den Film empfehlen kann oder ob es sich lediglich um Stangenware handelt, zu beantworten: Falls ihr auf einen würdigen Nachfolger zu CONJURING – DIE HEIMSUCHUNG und CONJURING 2 gehofft habt, dann muss ich euch leider enttäuschen. CONJURING 3 – IM BANN DES TEUFELS fällt im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern qualitativ ab und dürfte sich eher auf dem Level der Spin-offs des Franchises bewegen. Michael Chaves setzt viel zu sehr auf billige Schockmomente sowie auf altbackene Horrorklischees. Alles ist schon einmal dagewesen und all das haben wir schon unzählige Male gesehen. Wenn es jedoch euer Anspruch ist, einfach nur ins Kino zu gehen, um sich mal wieder so richtig erschrecken zu lassen, dann könntet ihr mit diesem Teil vielleicht euren Spaß haben.

Teufelswerk auf Sparflamme.

OT: THE CONJURING: THE DEVIL MADE ME DO IT
Start: 01.07.2021
Land & Jahr: USA, 2021
Regie: Michael Chaves
Darsteller:innen: Patrick Wilson, Vera Farmiga, Ruairi O‘Connor, Sarah Catherine Hook u.a.
Vertrieb: Warner Bros.
Laufzeit: ca. 112 min
Freigabe: FSK 16
Bildquelle: Conjuring 3 – Im Bann des Teufels Filmposter / Warner Bros.




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