Neben den regulären Filmbesprechungen, welche hier auf wordspersecond. erscheinen, veröffentliche ich zusätzlich auf Letterboxd und Moviepilot zumeist etwas kürzere Reviews. Die seither erschienenen Kurzreviews werden nachträglich noch einmal gebündelt und jeden letzten Freitag im Monat unter der Rubrik monthly shorts. auf diesem Blog veröffentlicht werden.

BOOKSMART
OT: BOOKSMART | Land & Jahr: USA, 2019 | Regie: Olivia Wilde | Darsteller:innen: Kaitlyn Dever, Beanie Feldstein u.a. | Freigabe: FSK 12 | Laufzeit: ca. 105 min
Die Teenie-Komödie BOOKSMART dreht sich um zwei High School-Absolventinnen, die ihre gesamte Schulzeit darauf verwendet haben, um zu lernen und Bestnoten einzufahren. Nun wollen sie aber noch einmal richtig einen drauf machen, bevor sie ihre Zeugnisse in den Händen halten und die Zeit an der High School damit endgültig vorbei ist. Allerdings verläuft in jener Nacht nichts wie geplant und die beiden Freundinnen müssen einige Lektionen lernen, die so nicht in den Lehrbüchern stehen.
Diese Prämisse klingt wohlvertraut. Natürlich hat man das Alles schon einmal in ähnlicher Form gesehen, natürlich werden auch in diesem Film die typischen Meilensteine abgehakt und natürlich ist das völlig überzeichnet und weg von der Realität.
Das Drehbuch ist dann aber doch so smart geschrieben und der Film mit so viel Herz inszeniert, dass BOOKSMART trotzdem frisch wirkt. Und Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein spielen die beiden Hauptfiguren Amy und Molly so sympathisch, dass man nur zu gerne mit ihnen gemeinsam diese irre Nacht durchlebt.
BEWERTUNG
Letterboxd: 3,5 von 5
Moviepilot: 7 von 10 (Sehenswert)

MOTHERLESS BROOKLYN
OT: MOTHERLESS BROOKLYN | Land & Jahr: USA, 2019 | Regie: Edward Norton | Darsteller:innen: Edward Norton, Gugu Mbatha-Raw, Alec Baldwin u.a. | Freigabe: FSK 12 | Laufzeit: ca. 144 min
Fast 20 Jahre hat es gedauert, bis Edward Nortons Romanverfilmung MOTHERLESS BROOKLYN dann doch noch 2019 in die Kinos kam. Darin untersucht der am Tourette-Syndrom leidende Detektiv Lionel Essrog – gespielt von Edward Norton himself – den Mord an seinem Freund und Mentor Frank Minna. Dabei stößt er auf eine Verstrickung, die bis hin zum mächtigsten Mann von New York reicht.
MOTHERLESS BROOKLYN ist Edward Nortons zweite Regiearbeit, für die er auch das Drehbuch geschrieben hat und womit er sich – abgesehen von der Tatsache, dass er in der Vergangenheit auch als Produzent in Erscheinung getreten ist – nicht nur als herausragender Schauspieler, sondern nun auch als solider Filmemacher qualifiziert hat.
Der Kriminalfilm ist zwar kein Meisterwerk geworden, denn dafür ist er viel zu überladen, unausbalanciert und langatmig. Doch im Gegensatz dazu erzeugt der Film eine schöne Atmosphäre und entführt das Publikum mit seinen tollen Kulissen und Kostümen sowie dem jazzigen Soundtrack direkt in das New York der 50er Jahre. Auch die Kameraarbeit ist sehr gelungen und lässt Film Noir-Vibes aufkommen.
Des Weiteren machen alle Darsteller:innen ihre Sache wirklich gut. Selbst Bruce Willis in der Rolle des Frank Minna erweckt den Anschein, als hätte er zumindest mal wieder etwas Spaß an seinem Job gehabt. Wobei neben Edward Norton vor allen Dingen Gugu Mbatha-Raw als junge Aktivistin sowie Alec Baldwin als großer Antagonist hervorzuheben sind.
Wenn man also über den einen oder anderen Leerlauf hinwegsehen kann und etwas Sitzfleisch mitbringt, dann ist MOTHERLESS BROOKLYN durchaus eine gute Wahl für einen gemütlichen Krimi-Filmabend.
BEWERTUNG
Letterboxd: 3 von 5
Moviepilot: 6,5 von 10 (Ganz gut)

CANDYMAN’S FLUCH
OT: CANDYMAN | Land & Jahr: USA, 1992 | Regie: Bernard Rose | Darsteller:innen: Virginia Madsen, Tony Todd u.a. | Freigabe: FSK 18 | Laufzeit: ca. 101 min
Wenn es in meiner sozialen Blase mal darum ging, die beliebtesten Slasher-Charaktere zu nennen, dann fielen fast ausschließlich die Namen von „White Guys“ wie Freddy Krueger, Jason Voorhees oder Michael Meyers. Kaum jedoch wurde der Candyman genannt. Auch schaffte es dieser auf gerade einmal vier Filme – der neueste Eintrag ist aus diesem Jahr – während seine oben genannten Genre-Kollegen regelmäßig aus dem Reich der Toten zurückgeholt wurden, um oft junges, dafür aber nicht mehr ganz so unschuldiges Blut literweise zu vergießen.
Daher hatte ich stets den Eindruck, dass es sich bei Bernard Roses CANDYMAN‘S FLUCH (OT: CANDYMAN) aus dem Jahr 1992 um einen (fast) vergessenen Kultfilm handeln würde. Und es brauchte erst einen Namen wie Jordan Peele, um den Candyman-Mythos weiterzuerzählen und damit (auch meine) Aufmerksamkeit (wieder) auf diese Figur sowie den Ursprungsfilm zu lenken.
Begeben wir uns also zurück in das Jahr, in dem der Candyman das erste Mal die große Leinwand betreten sollte. In CANDYMAN‘S FLUCH forschen die junge Doktorandin Helen und deren Kollegin Bernadette zu urbanen Legenden. Der Fokus ihrer Untersuchungen liegt dabei auf dem Candyman-Mythos.
Der Candyman, dessen eigentlicher Name Daniel Robitaille lautete, war ein gut gestellter Afroamerikaner, der Ende des 19. Jahrhunderts lebte und Weiße porträtierte. Eines Tages verliebte er sich bei seiner Arbeit in eine junge, weiße Frau. Diese wurde jedoch von ihm schwanger, woraufhin Daniel von ihrem Vater sowie einigen anderen gefoltert und getötet wurde. Seitdem kehrt er jedes Mal zurück, wenn man in einen Spiegel blickt und dabei fünfmal „Candyman“ sagt.
Helens Nachforschungen führen sie in das Soczialbauviertel Cabrini-Greene, wo sich der Candyman Gerüchten zufolge aufhalten soll und sich bereits seine ersten Opfer geholt hat.
CANDYMAN‘S FLUCH ist die filmgewordene „Urban Legend“. Das liegt zu allererst natürlich daran, dass urbane Legenden das zentrale Motiv des Films sind. Des Weiteren orientiert sich die Heraufbeschwörung des Candyman selbst an einer solchen Legende, nämlich an jener der Bloody Mary. Und nicht zuletzt gilt der Candyman selbst zunächst nur als eine urbane Legende in seinem eigenen Film.
Dabei spielt der Film eigentlich ganz clever mit der Frage, was real ist und was nicht. Gibt es den Candyman wirklich? Oder hat sich bloß jemand die Legende zu Nutze gemacht, um selbst Morde zu begehen? In Zeitungsartikeln steht das eine, vermeintliche Augenzeug:innen berichten etwas anderes.
Was dem Publikum jedoch schnell dämmert, ist, dass das Gezeigte bald sehr blutig werden könnte. Gerade zu Beginn wird der Eindruck vermittelt, dass es sich bei dem Film um einen waschechten Slasher handelt. Doch dafür wird in CANDYMAN‘S FLUCH erstaunlich wenig gemetzelt und spätestens ab dem Punkt, an dem der Candyman höchstpersönlich seinen ersten großen Auftritt hat, geht der Film in eine etwas andere, jedoch nicht minder blutige Richtung. Es entfaltet sich ein Psychospiel, in dem Helen die zentrale Figur ist und der Candyman den jeweils nächsten Spielzug zu bestimmen scheint.
Natürlich dürfen in einem 90er-Jahre Quasi-Slasher die obligatorischen Jumpscares nicht fehlen. Aber fernab davon schafft es Bernard Rose eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen. Gerade wenn wir uns in Cabrini-Greene befinden und durch heruntergekommene Treppenhäuser oder leerstehende Wohnungen streifen, die ruhige Kamera die düsteren Orte einfängt und die stimmungsvolle Musik von Philip Glass ertönt, wird ein besonderer Grusel erzeugt.
Dem gegenüber stehen leider etwas flach gezeichnete Figuren, die nicht nur kaum sympathisch sind, sondern sich mitunter auch wirklich dämlich verhalten. Das schließt auch Hauptfigur Helen mit ein. Selbst der Candyman bleibt kaum greifbar. Er taucht erst sehr spät im Film auf und seine Taten sind zudem nicht immer nachvollziehbar. So ist aber der Film insgesamt stellenweise etwas holprig erzählt. Es gibt vereinzelt ganze Szenen, die gar keinen Sinn zu ergeben scheinen und die man ohne weiteres hätte weglassen können.
Vielleicht liegt es auch an meinen Sehgewohnheiten bzw. daran, dass heutige Filme ihre Geschichten (bestenfalls) anders, sprich runder erzählen – siehe etwa Nia DaCostas und Jordan Peeles Neueintrag in die Candyman-Reihe aus diesem Jahr. Aber auch wenn sich CANDYMAN‘S FLUCH stellenweise so anfühlt, als wäre er nicht ganz so gut gealtert, so ist er für einen 90er-Jahre Slasher-Film erstaunlich progressiv und deutlich in seinen Aussagen. Es werden Themen wie Rassismus und Gentrifizierung ganz offen kritisch angesprochen. Offenbar hatte man dem Publikum etwas mehr zugetraut, als stumpfes, schnödes Geschnetzel. Und das hat mir – trotz der genannten Schwächen – sehr zugesagt.
BEWERTUNG
Letterboxd: 3,5 von 5
Moviepilot: 7 von 10 (Sehenswert)

CRUELLA
OT: CRUELLA | Land & Jahr: USA, 2021 | Regie: Craig Gillespie | Darsteller:innen: Emma Stone, Emma Thompson u.a. | Freigabe: FSK 6 | Laufzeit: ca. 134 min
Prequels haben in meinen Augen immer mit einem großen Problem zu kämpfen: Sie erzählen die Vorgeschichte zu etwas, das bereits weithin bekannt ist.
Natürlich kann es durchaus interessant sein, bspw. etwas mehr über die Vergangenheit einer bestimmten Figur zu erfahren. Und so wird uns in CRUELLA eben die Hintergrundgeschichte der gleichnamigen, eigentlich sehr interessanten Hauptfigur präsentiert. Es wird gezeigt, wie aus Estella, einem kleinen, liebenswerten, wenn auch etwas aufmüpfigen Mädchen, die Cruella werden sollte, die wir bereits in dem Disney-Klassiker 101 DALMATINER als wahrhaftig bösartigen Charakter kennengelernt haben.
Die Grundlagen für ein gutes Prequel sind im Prinzip vorhanden. Emma Stone ist zudem eine talentierte Schauspielerin, die auch sichtlich Spaß an ihrer Rolle und der Verwandlung hat. Emma Thompson als kaltherzige, durchtriebene Baroness ist eine ebenso gut aufgelegte Gegenspielerin. Und eigentlich ist es doch auch mal ganz angenehm, dass sich an einem etwas wilderen, ja, „punkigeren“ Disney-Film versucht wurde.
Nun ja, irgendwie bekommen wir das mit CRUELLA auch – nur eben dann doch nicht so ganz. Denn für Punk ist der Film immer noch zu sehr Disney und anstatt eine düstere Charakterstudie à la JOKER zu kreieren, war man offenbar doch zu sehr darauf bedacht, lieber wieder die ganze Familie in den Kinosaal bzw. vor den Fernseher zu locken. Daher muss die Hauptfigur eben nahbar bleiben und darf den Kinderlein mit ihren grausamen Taten nicht allzu sehr Angst einjagen.
So funktioniert das Ganze dann auch weitestgehend nach der typischen Disney-Formel. Obendrein ist die Figurenzeichnung ziemlich inkonsistent und es ist schleierhaft, wie die Cruella, die wir in diesem Film bekommen, zu der Cruella passen oder werden soll, wie wir sie eben aus dem Zeichentrickfilm kennen – aber vielleicht wird das der bereits angekündigte zweite Teil noch richten.
Letztendlich will der Film so gar nicht in eine Schublade passen – was, wenn man genauer darüber nachdenkt, dann doch irgendwie schon wieder punkig ist. Aber für Kinder dürfte der Film etwas zu düster, zu schwer und zu lang sein. Für ein erwachsenes Publikum ist CRUELLA dann aber wiederum zu zahm und kindgerecht.
Mein Fazit lautet also: Hier wurde leider Potential verschenkt.
BEWERTUNG
Letterboxd: 2,5 von 5
Moviepilot: 5,5 von 5 (Geht so)

PALM SPRINGS
OT: PALM SPRINGS | Land & Jahr: USA, 2020 | Regie: Max Barbakow | Darsteller:innen: Andy Samberg, Cristin Milioti u.a. | Freigabe: FSK 16 | Laufzeit: ca. 90 min
Auf einer Hochzeit lernen sich Sarah (Cristin Milioti) und Nyles (Andy Samberg) kennen. Sie ist die Schwester und die Trauzeugin der Braut. Er ist nur das Anhängsel der besten Freundin der Braut. Doch Sarah und Nyles verstehen sich blendend und verbringen den restlichen Abend zusammen. Was sie jedoch nicht weiß, ist, dass er den Hochzeitstag schon unzählige Male in unzähligen Variationen durchlebt hat.
Plötzlich taucht eine Verrückter namens Roy (J. K. Simmons) auf, der Nyles mit einer Armbrust hinterherjagt. Und dann folgt Sarah Nyles in eine Höhle, obwohl dieser sie versucht davon abzuhalten. In der Höhle befindet sich ein goldener Lichtschein. Kurz nachdem Sarah das Licht betreten hat, wacht sie auf. Es ist derselbe Tag wie zuvor. Nun ist auch sie in der Zeitschleife gefangen und Sarah und Nyles müssen sich fortan gemeinsam der Frage stellen, wie sie mit der Situation umgehen wollen und ob es einen Ausweg gibt.
PALM SPRINGS ist ein weiterer Eintrag in das Register der schier unzähligen Zeitschleifen-Filme. Dabei hat der Film zwar einige kreative Ideen vorzuweisen, wenngleich auch hier das Rad nicht unbedingt neu erfunden wurde. Was den Film aber davon abhält, lediglich ein „ganz okayer“ Beitrag in der Time-Loop-Filmliste zu sein, ist, dass er so charmant und witzig geschrieben ist.
Oberflächlich betrachtet ist PALM SPRINGS eine schwarzhumorige Sommerkomödie, in der die Figuren das vermeintlich Beste aus ihrer Situation machen und mal so richtig die Sau rauslassen – denn Konsequenzen scheint es offenbar kaum zu geben. Egal wie viel Mist sie bauen, der Tag beginnt ohnehin wieder von vorn. Doch irgendwann, wenn man gefühlt schon alles ausprobiert und alles erfahren hat, kommt zwangsläufig die Frage auf, ob das Leben nicht eigentlich mehr sein sollte als das.
Das Zeitschleifen-Szenario ist hier also nicht nur ein Gimmick, um möglichst abgedrehte Situationen aneinanderzureihen und dann eine Art HANGOVER in der Warteschleife zu inszenieren. Viel eher wird das Szenario als Vehikel genutzt, um eine Botschaft zu transportieren. Manchmal erscheint das Leben wie festgefahren und nichts ergibt mehr einen Sinn. Der Alltag hält einen fest im Griff und einige versuchen diesem Trott zu entkommen, indem sie bis an die Grenzen oder sogar darüber hinaus gehen. Doch statt sich im Exzess zu verlieren, sollte man sich lieber daran erinnern, wer oder was das eigene Leben wirklich lebenswert macht, um anschließend einen Weg zurück in eben dieses Leben zu finden – zur Not geht dies eben auch mit einem lauten Knall.
Klar, wirklich wasserdicht ist das Zeitschleifen-Szenario hier nicht. So fügt sich eben nicht alles problemlos ineinander und ein paar kleine Fragen bzgl. der Logik bleiben am Ende offen. Vielleicht hatte Drehbuchautor Andy Siara eine professionelle Beratung im Bereich der Quantenphysik, aber der Film macht keinen Hehl daraus, dass er es mit der Wissenschaft dann doch nicht ganz so genau nimmt. Das Gute ist aber, dass die Suche nach einer Lösung des Problems nicht unnötig verklompliziert wird, wodurch die entstandenen Logiklöcher nicht sonderlich ins Gewicht fallen.
Letzten Endes ist PALM SPRINGS ein lebensbejahender Feel-Good Film, der von der Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller:innen und deren Figuren getragen wird und stellenweise sogar nahe geht.
BEWERTUNG
Letterboxd: 4 von 5
Moviepilot: 8 von 10 (Ausgezeichnet)
Ein Gedanke zu “MONTHLY SHORTS No. 6”