MONTHLY SHORTS No. 14

Im Juni geht es in dieser Ausgabe von monthly shorts zuweilen recht sportlich zu, denn mit LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE (OT: FORD V FERRARI) und BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL (BATTLE OF THE SEXES) werden gleich zwei Sport-Dramen besprochen. Mal abgesehen davon, dass die deutschen Verleihtitel keinen Preis für Innovation und Kreativität erhalten würden, haben im Gegensatz dazu beide Filme mehrere Nominierungen und Preise einheimsen können – nichtsdestotrotz war ich nur von einem der beiden Filme wirklich überzeugt.

Und während ich für den leider nur mittelmäßigen Heist-Thriller THE TRUST sowie für den zwar schön anzusehenden, aber vergessenswerten SciFi-Thriller DER SPINNENKOPF (OT: SPIDERHEAD) keine Empfehlungen aussprechen kann, habe ich mit HEARTSTOPPER immerhin aber noch einen kleinen Serien-Tipp für euch.


Bild: HEARTSTOPPER, © Netflix

HEARTSTOPPER

OT: HEARTSTOPPER | Land & Jahr: UK 2022 | Regie: Euros Lyn | Darsteller:innen: Joe Locke, Kit Connor u.a. | Freigabe: ab 6 Jahren | Laufzeit: 8 Folgen à 27-33 min | Abo (Stand: 30.06.2022): Netflix

Wenn ich HEARTSTOPPER mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: „Herzerwärmend.“

Diese Serie ist wie die Kuscheldecke und der heiße Kakao an einem verregneten Nachmittag. Wie ein:e gute:r Freund:in, der:die den Arm um deine Schulter legt und dir sagt, dass alles gut wird. Wie dieses Gefühl von süßer Melancholie.

Ein Außenseiter muss sich durch den ganz alltäglichen Schulwahnsinn manövrieren, hat dabei jedoch mit den Irrungen und Wirrungen der Pubertät zu kämpfen. Und ganz nebenbei kann das (un)aufgeklärte Publikum gleich noch etwas über diverse Formen von Sexualität sowie queere Liebe lernen.

An einigen Stellen mag HEARTSTOPPER sicherlich an den Netflix-Hit SEX EDUCATION erinnern, ohne dabei jedoch die Tiefgründigkeit und Vielschichtigkeit des augenscheinlichen Vorbildes zu erreichen. Dafür sind die Konflikte zu seicht, die Figuren zu eindimensional und das Gezeigte möglicherweise auch etwas zu weit von der Realität entfernt. Andererseits ist es eine gelungene Abwechslung, dass einige (wenngleich nicht alle) der bekannten Konflikte ausgespart werden und irgendwie ist es auch schön, sich dieser, ja fast schon Wunschvorstellung hinzugeben.

Und das führt mich zur Einleitung meiner kleinen Serienkurzkritik zurück. Denn lässt man mal die Formalitäten außer Acht, ist HEARTSTOPPER ein zuckersüßes Coming-of-Age-Serienstück, bei dem mir wahrlich warm ums Herz wurde.

Bild: HEARTSTOPPER Nick Nelson (Kit Connor, l.), Charlie Spring (Joe Locke, r.) / © Netflix

BEWERTUNG
Moviepilot: 8 von 10 (Ausgezeichnet)


Bild: THE TRUST, © Ascot Elite Entertainment

THE TRUST

OT: THE TRUST | Land & Jahr: USA 2016 | Regie: Alex Brewer, Ben Brewer | Darsteller:innen: Nicolas Cage, Elijah Wood u.a. | Freigabe: FSK 16 | Laufzeit: ca. 93 min | Abo (Stand: 30.06.2022): filmfriend

Nachdem die Brüder Alex und Benjamin Brewer vor allen Dingen Musikvideos inszenierten, haben sie mit THE TRUST ihren ersten gemeinsamen Langfilm realisiert. Herausgekommen ist dabei ein oft behäbiger, aber dennoch nie gänzlich langweiliger Heist-Film über zwei Cops (gespielt von Nicolas Cage und Elijah Wood) die die Möglichkeit wittern, eine Gang um ihr Geld zu erleichtern.

Nicolas Cage und Elijah Wood funktionieren als ungleiches Duo im Grunde erstaunlich gut vor der Kamera. Nur die Performance von Nic Cage wirkt in gewissen Momenten zu forciert „Over the Top“ und damit deplatziert. Allerdings kommt der Film in seiner gesamten Tonalität etwas zu gewollt daher. Während der Thriller-Part durchaus funktionieren mag, wollen sich die krampfhaft hineingeschriebenen Comedy-Elemente allerdings nicht harmonisch mit einfügen.

Im Gegensatz dazu kann THE TRUST aber visuell überzeugen und auch der Soundtrack von Reza Safinia weiß zu gefallen, was ironischerweise zu dem Musikvideo-Background der beiden Regisseure passt.

Am Ende ist THE TRUST ein maximal mittelmäßiger Streifen, bei dem viel Potential verschenkt wurde. Ob der aber durchaus vorhandenen Qualitäten darf man dennoch darauf gespannt sein, was das geschwisterliche Regie-Duo in Zukunft noch so abliefern wird.

Bild: THE TRUST Lieutenant Jim Stone (Nicolas Cage, l.), Sergeant David Waters (Elijah Wood, r.) / © Ascot Elite Entertainment

BEWERTUNG
Letterboxd: 2,5 von 5
Moviepilot: 5,5 von 10 (Geht so)


Bild: LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE, © 20th Century Studios

LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE

OT: FORD V FERRARI | Land & Jahr: USA 2019 | Regie: James Mangold | Darsteller:innen: Matt Damon, Christian Bale u.a. | Freigabe: FSK 12 | Laufzeit: ca. 153 min | Abo (Stand: 30.06.2022): Disney+

Als Kind war ich noch relativ leicht für den Motorsport zu begeistern. Zur Saison liefen bei uns am Wochenende regelmäßig Formel 1- oder MotoGP-Rennen im Fernsehen und meine Daumen waren stets für Mika Häkkinen, David Coulthard und Valentino Rossi gedrückt. Aber umso älter ich wurde, umso mehr schwand mein Interesse dafür. Und irgendwann begann ich mich zu fragen, wie es eigentlich gesellschaftlich akzeptiert sein kann, dass irgendwelche Typen Runde um Runde die Luft verschmutzen und sich am Ende auch noch dafür feiern lassen dürfen. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass Auto- und Motorradrennen nur einen Teil des Motorsportspektrums ausmachen. Auch ist mir bekannt, dass es inzwischen Bestrebungen gibt, beispielsweise die Formel 1 bis 2030 CO2-neutral zu gestalten. Aber dennoch: Motorsport? Nein, das ist so gar nicht meine Welt.

Daher hatte mich der Kinostart von FORD V FERRARI damals auch eher kalt gelassen. Selbst das positive Feedback, welches von nahezu allen Seiten zu vernehmen war, vermochte mich nicht zu überzeugen. Dennoch sollte mich dieser Film in der Zwischenzeit immer wieder einholen. Er wurde in diversen Bestenlisten aufgeführt, als positive Erwähnung hervorgehoben oder als Film-Tipp angepriesen. So begann ich mich selbst zu hinterfragen. Bin ich für diese Art von Film zu engstirnig? Sollte ich es wagen über meinen Schatten zu springen und diesem Film eine Chance geben? Nach einigem Hadern hatte ich schließlich meinen inneren Schweinehund überwunden und FORD V FERRARI flimmerte auf dem heimischen Fernsehbildschirm.

Und, hat es sich gelohnt? Nun, die Antwort darauf lautet ganz klar: Jein.

Auf der einen Seite hat der Film durchaus seine Qualitäten. Die Underdog-Geschichte ist sehr routiniert – an vielen Stellen fast schon zu routiniert – erzählt, im Fokus stehen zwei interessante Charaktere die für ihre Leidenschaft buchstäblich brennen, und die Actionszenen sind wahrlich hervorragend inszeniert und lassen den Puls ebenso schnell wie die Umdrehungen der Rennwagen in die Höhe schnellen. Auch sind die Hauptfiguren mit Matt Damon und Christian Bale bestens besetzt. Die Chemie zwischen den beiden sorgt für den gewissen Buddy-Drive. Und durch das nötige Fünkchen Drama wird das Publikum zu guter Letzt auch auf der emotionalen Ebene abgeholt.

Auf der anderen Seite jedoch ist der Film fast schon wieder zu perfekt, zu glatt, zu sehr auf Hochglanz poliert. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. Regisseur James Mangold und das Autorenteam wussten stets, welche Knöpfe gedrückt werden müssen, wann es einen Gang hoch und wann wieder einen Gang runter zu schalten gilt. Zudem werden hier nicht nur die für einen solchen Film typischen Stationen abgehakt. Auch durch das mehr als offensichtliche Foreshadowing sind Verlauf und Ausgang der Handlung selbst für jene wie mich, die die zugrundeliegende wahre Geschichte nicht kennen, sehr bald erahnbar. Und natürlich dürfen in einem Blockbuster wie diesem die markigen Sprüche sowie der stets mitschwingende Pathos nicht fehlen.

Einige mögen nun vielleicht entgegnen, dass ein solcher Film, ein Film wie FORD V FERRARI, genau das ist, was sie auf der großen Leinwand sehen wollen. Und ich freue mich für jede Person, die mit diesem Film eine gute Zeit im Kino hatte. Denn ja, auch ich gehe nicht nur für Arthouse-Filme ins Kino und ich kann mir vorstellen, dass gerade die Rennszenen auf der großen Leinwand sowie mit einer anständigen Soundanlage noch einmal zusätzlich etwas eindrucksvoller gewirkt hätten. Für mich reicht das jedoch nicht aus, um einen Gang ins Kino zu rechtfertigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier keineswegs alles schlecht ist. Streckenweise fühlte ich mich durchaus gut unterhalten. Trotzdem ist FORD V FERRARI im Großen und Ganzen kein Film für mich. Vermutlich bin ich selbst wiederum auch einfach zu engstirnig, um mich auf solch eine Geschichte gänzlich einlassen zu können. Aber am Ende ist es mir schlichtweg einfach egal, ob der eine unsympathische Autobauer gegen den anderen unsympathischen Autobauer gewinnt oder nicht. Diese Tatsache kann selbst durch die positiven Aspekte nicht abgefangen werden.

Bild: Carrol Shelby (Matt Damon, l.), Ken Miles (Christian Bale, r.) / © 20th Century Studios

BEWERTUNG
Letterboxd: 3 von 5
Moviepilot: 6 von 10 (Ganz gut)


Bild: BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL, © Searchlight Pictures

BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL

OT: BATTLE OF THE SEXES | Land & Jahr: USA, UK 2017 | Regie: Valerie Faris, Jonathan Dayton | Darsteller:innen: Emma Stone, Steve Carell u.a. | Freigabe: FSK 12 | Laufzeit: ca. 153 min | Abo (Stand: 30.06.2022): Disney+

Nach FORD V FERRARI folgt nun also eine Review zu einem weiteren Sportdrama: BATTLE OF THE SEXES. Doch während mich FORD V FERRARI trotz der zahlreichen Vorschusslorbeeren nicht so recht überzeugen konnte, ist BATTLE OF THE SEXES nicht nur der etwas kleinere, sondern auch wesentlich feinere Film.

Anfang der 1970er Jahre befindet sich die US-amerikanische Tennisspielerin Billie Jean King (Emma Stone) auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, während die größten Erfolge des ehemaligen Star-Spielers Bobby Riggs (Steve Carell) inzwischen hinter ihm liegen. Dennoch wittert dieser die Möglichkeit, noch einmal im Rampenlicht stehen zu können. Und so fordert der damals 55-jährige Bobby Riggs die noch 29-jährige Billie Jean King zu einem Match heraus – dem berühmten „Battle of the Sexes“, dem Kampf der Geschlechter. Doch für Billie Jean King steht nicht nur ihr Ruf auf dem Spiel, denn von Sieg oder Niederlage hängt gleichzeitig auch das öffentliche Bild vom gesamten Frauen-Tennis ab.

Das Regie-Duo Valerie Faris und Jonathan Dayton schafft es auf sehr eindrückliche Weise zu vermitteln, wie sich dieser Leistungsdruck wiederum auf Billie Jean selbst sowie auf ihr Privatleben auswirkt. Emma Stone nimmt sich dabei erfreulich zurück und weiß mit einem fein nuancierten Spiel das Innenleben ihrer Figur nach außen zu tragen. Selbst Bobby Riggs verkommt hier nicht zum rein boshaften Antagonisten, sondern erweist sich als äußerst ambivalente, zuweilen tragische Figur, für dessen Darstellung Steve Carell nicht nur aus optischen Gründen die genau richtige Wahl war. Alle anderen Nebenfiguren bleiben dahingegen leider etwas eindimensional, wobei dies durch insgedamt mindestens solide Darbietungen weitestgehend kaschiert werden kann.

Die zeitlichen Sprünge zu Beginn können mitunter für Verwirrung sorgen. Allerdings fängt sich der Film, sobald er seinen Fokus gefunden hat.

Die wenigen Tennis-Matches selbst sind nicht sonderlich spektakulär inszeniert, aber Langeweile will dennoch zu keinem Zeitpunkt aufkommen, vor allen Dingen nicht bei dem finalen „Battle of the Sexes“. Denn, auch wenn der Ausgang bereits bekannt sein dürfte oder von Unwissenden wie mir erahnt werden könnte, fiebert man dennoch bis zum letzten Satz mit Billie Jean mit. Denn am Ende ist es nicht einfach nur ein Match zwischen zwei Top-Spieler:innen, die ihr Können auf dem Feld beweisen, nein, es ist viel mehr als das. Es ist ein Kampf gegen die vorherrschende Ungerechtigkeit, nicht nur im Sport, sondern generell in der Gesellschaft. Ein Kampf um Respekt und Emanzipation.

Bild: BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL Billie Jean King (Emma Stone, l.), Bobby Riggs (Steve Carell, r.) / © Searchlight Pictures

BEWERTUNG
Letterboxd: 4 von 5
Moviepilot: 8 von 10 (Ausgezeichnet)


Bild: DER SPINNENKOPF, © Netflix

DER SPINNENKOPF

OT: SPIDERHEAD | Land & Jahr: USA 2022 | Regie: Joseph Kosinski | Darsteller:innen: Chris Hemsworth, Miles Teller u.a. | Freigabe: ab 16 Jahren | Laufzeit: ca. 107 min | Abo (Stand: 30.06.2022): Netflix

Die Prämisse des Netflix-Films DER SPINNENKOPF klingt zunächst ganz interessant: Die in einer speziellen, weit abgelegenen Einrichtung stationierten Häftlinge können ihre Haftzeit dadurch verkürzen, indem sie an ethisch und moralisch nicht ganz einwandfreien Experimenten teilnehmen, in denen diverse bewusstseinsverändernde Substanzen an ihnen getestet werden.

Das Endergebnis entpuppt sich dann als thematisch zwar nicht belangloser, aber aufgrund der zähen Umsetzung dennoch spannungsarmer SciFi-Thriller. Irgendwie will hier nichts so recht zusammenpassen und so können nicht einmal die schöne Kulisse sowie die immerhin solide aufspielenden Hauptdarsteller Chris Hemsworth und Miles Teller über die vorhandenen Schwächen hinwegtäuschen.

Bild: DER SPINNENKOPF Steve Abnesti (Chris Hemsworth, l.), Jeff (Miles Teller, r.) / © Netflix 2022

BEWERTUNG
Letterboxd: 2 von 5
Moviepilot: 4,5 von 10 (Uninteressant)



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